Wenn die Gewerkschaft plötzlich singt und tanzt.

Das Grunddilemma der Gewerkschaftsarbeit ist es, oft dagegen sein zu müssen. Man streikt gegen Bedrohungen, versucht das schlimmste zu verhindern oder pocht auf Rechte. All das wirkt oft verbissen, doch die IG Metall Vertrauensleute von BMW machen deutlich, dass es auch ganz anders geht. 

In der BMW Welt in München ist am 28.10.2015 gar nichts normal. Statt wie seit Jahrzehnten mit Trillerpfeifen und hässlichen Plastiksäcken vor dem Werkstor einen Warnstreik abzuhalten, beginnen zwei junge Gewerkschaftsmitglieder den Rhythmus von „We will rock you“ zu klopfen. Immer mehr IG Metallerinnen Metaller strömen aus allen Richtungen herbei und überraschen ihre Kolleginnen und die Geschäftsleitung mit einem musikalischen Flashmob anstatt eines üblichen Warnstreiks.

Mit diesem Flashmob beweist die IG Metall München gleich zwei Dinge: Gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, dass es Freude und Lust machen kann, bei ihr mitzumachen und nicht alles tristes Trillerpfeifen-Dagegen-Grau ist und gegenüber der Geschäftsleitung, dass die eigene Organisationskraft maximal hoch ist, weil man Beschäftigte eines Automobilkonzerns sogar zum Tanzen bewegen kann. Es handelt sich damit nicht nur um eine Spielerei, sondern auch um eine humorvolle Machtdemonstration nach außen.

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IG Metall Vertrauensleute am BMW Stammwerk in München feiern farbenfroh mit riesigen Buchstaben.

Dieser sympathische Stil der IG Metall Vertrauensleute bei BMW wird schon eine Weile gepflegt. Der Grund dafür ist einfach: Die Gewerkschafter am Stammsitz München wissen sehr wohl, dass sie mit ihrem Standort in Konkurrenz zu anderen Standorten weltweit stehen. Es ist ihnen daher ein Anliegen, Bindungen zwischen der Belegschaft und dem Betrieb herzustellen. Gleichzeitig ist der Erfolg der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei BMW auch abhängig vom Erfolg der Premiummarke. Diese soll also durch gewerkschaftliche Aktivitäten keinen Schaden nehmen. Gleichzeitig muss man aber auch demonstrieren, dass man lahm legen könnte, wenn man dazu gezwungen wäre. Genau das schafft die IG Metall München bei BWM vorbildlich. Sie setzt sich als kraftvoll, freudig und stark ins Bild und gewinnt damit sowohl gegenüber der Geschäftsleitung, als auch gegenüber der Belegschaft.

Die IG Metall bei BWM ist erfolgreich, denn positive Kommunikation zahlt sich aus. Sie erreicht nicht nur hartgesottene Gewerkschaftsfunktionäre, sondern motiviert auch andere zum Mitmachen. 2014 bewiesen Kramer, Guillory und Hanckock in einer groß angelegten Studie mit 689.000 Probanten, dass positive Kommunikation mehr als jede andere Emotion zur eigenständigen positiven Weitergabe von Inhalten motiviert und bestätigten damit viele kleinere psychologische Studien mit ihrem Massenexperiment.

 

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