Als in Dresden das Christkind erfror
Groß ist die Angst vor dem Ende des Christkindes und des dazu gehörigen Christstollens in Dresden. Eine wohl begründete Furcht, denn jeden Montag demonstrieren mehr als Zehntausend Dresdner gegen das Christentum unter dem Deckmantel, es zu verteidigen.
Auf Dresdens Straßen liegt das Christuskind. Totgetreten von 15.000 Demonstranten im eisig kalten Schnee. Es ist vergessen wie ein Haufen Dreck. Keiner blickt zu ihm herunter, das Volk marschiert über die zertrümmerten Knochen hinweg.
Da stehen sie die armen Dresdner. Jeden Montag kommen schweigend sie zusammen. Sie versammeln sich, um wortlos einem Gedanken eine Stimme zu verleihen. Der Gedanke heißt, genug der Fremden. Über Wochen ist das laute Schweigen angeschwollen, bis es nun kurz vor Weihnachten ein Getöse geworden ist. Das ganze Land spricht von den selbsternannten Verteidigern des Christentums im Abendlande. Doch wer wie sie den Fremden das Obdach verwehrt, der ist kein Christ.
Bei jedem ihrer Spruchbanner könnte man meinen, es handle sich um Deppen und Idioten, die da stehen. Keine ihrer Botschaften basiert auf Wahrheit oder Fakten. Alles, was sie treibt ist ein diffuses Gefühl, ihre kleine Welt könnte furchterregend größer werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass diesen Menschen nicht die Intelligenz abhanden gekommen ist, aber sehr wohl die Vernunft. Darum bleibt es eine Notwendigkeit ihnen zu widersprechen und nicht aufzugeben mit der Macht der besseren Argumente die Wahrheit durch die Bretter vor ihren Köpfen zu brennen.
Die Wahrheit über Flüchtlingszahlen wurde hinlänglich beschrieben. Es reiht sich ein Artikel an den nächsten, in dem man lesen kann, wie falsch die Dresdner Demonstranten liegen. Aber nicht nur Zahlen sprechen gegen sie, sondern auch die Bibel.
Es fällt schwer, Menschen ernst zu nehmen, die sich fürchten, ihr geliebter Christstollen könnte überfremdet werden. Es fällt noch schwerer, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der wohl beste Grund dem Stollen das Label „Christ“ zu nehmen nur sie selber sind.
Das Leben des Christuskindes auf Erden, dessen Vermächtnis ihr bewahren wollt, ist das Leben eines Migranten. Es hat Eltern, die von Tür zu Tür ziehen und um Obdach bitten. Jede Türe wird ihnen zugeschlagen. So beginnt die Zeit Gottes auf Erden als Fremder, als Ausgestoßener.
Auf den Weihnachtsmärkten, von denen ihr fürchtet, sie könnten in Wintermärkte umbenannt werden, gibt es dafür ein Symbol. Überall stehen die Weihnachtskrippen mit dem Christkind, Maria und Joseph, Ochs und Esel. Während ihr mit heißem Glühwein in den Händen über Fremde schimpft, blickt ihr auf euren Gottessohn, der einsam friert in einem Stall. Es sollte euch eine Mahnung sein, eure Herzen selbst nicht zu verschließen. Stattdessen vernagelt ihr eure Türen noch im Namen jenes Kindes.
Aus den Migranten Joseph, Maria und Jesus werden alsbald Flüchtlinge. Sie fliehen vor der Willkür des Herrschers Herodes und finden dabei Unterstützung von fremden Menschen. So entgehen sie dem ungerechten Tod. Warum nennt ihr euch Christen, wenn ihr die gleiche Hilfe nicht gewährt? – Glaubt ihr ernsthaft, dass Kriegsflüchtlinge freiwillig ihre Heimat verlassen? Ihr hättet das Jesus-Kindlein ausgeliefert, so wie ihr es jetzt mit jedem Flüchtling wollt.
Eure Herzen sind kalt unter den dicken Handschuhen und selbstgestrickten Mützen. Ihr meint das Christentum zu bewahren, dabei habt ihr es umgebracht.
Weinend liegt das Kind im Schnee, bis schließlich stirbt der Gottessohn an bitterkaltem deutschen Hass auf Dresdens Straßen.