Deutschland, Deutschland, mir graut vor Dir.
Ich ahnte vor Monaten, dass Deutschland mir zur Fremde wird. Ein Schleier legte sich auf mein Gemüt. Euphorischer Sommerjubel über Fußball und Urlaub wich traurigem Hassgebrüll. Trister und trister wurden die Tage und ich hoffte, der Frühling möge grauen Zorn vertreiben. Ich hoffte, die Deutschen würden auf Reisen wieder die Freude an der Fremde erfahren. Doch ihre Rückreisekoffer waren gefüllt mit Emotionen aus Stein.
In den Dörfern meiner Heimat haben die Nachbarn ein Haus angezündet. Heimlich jubeln sie über den Verrat an der Menschlichkeit. Hinter vorgehaltener Hand erfreuen Sie sich ihrer Wehrmachtigkeit. Sie fordern Stacheldrahtzäune zwischen sich und den Fremden. Wovor mir graut, ist keiner der kommt. Mir graut vor einstigen Freunden, die immer hier waren.
Verkannte ich sie über Jahre oder vergiftete jemand ihr Herz? In Bürgerversammlungen stellen sie nun Forderungen auf, die davon zeugen, dass sie im Fremden nicht den Mensch mehr sehen. Schwieg ihr Zorn lange Zeit, oder übersah ich ihn? Kann ein Argument so lange kultivierten Hass noch brechen?
Deutschland, Deutschland, mir graut vor Dir. Mir graut vor Dir, weil Du weißt, was man nicht denken darf und denkst es doch. Mir graut vor Dir, weil die selben Parolen wieder zorniges Geschrei sind.
In den Dörfern meiner Heimat haben die Nachbarn ein Haus angezündet und mit dem Haus sind ihre Herzen ausgebrannt. Kann man in solchen Ruinen noch leben?